Rotwein aus Burgund

Burgunder - das Wort weckte bestimmte Vorstellungen von einem Wein mit Wärme und Weichheit, Reife und Ausdruckskraft. In der Tat, bei Burgundern erübrigt sich der erklärende Zusatz Wein. Das Wort hat einen unmißverständlichen Klang, und es gilt vor allem für Rotwein in seiner vollkommensten Art. Wer sich mit System die Welt des Burgunderweines erschließen möchte, scheint zunächst kaum Schwierigkeiten zu haben. Kein anderes Gebiet in Frankreich kommt mit so wenigen Rebsorten für seine Weinerzeugung aus wie Burgund. Es produziert rote und weiße Spitzenweine und dafür gibt es jeweils nur eine einzige Sorte. Bei dem roten ist es der Pinot Noir, in der deutschen Bezeichnung Blauer Spätburgunder. Die Weißweine werden aus der Rebsorte Chardonnay, einer Spielart der Sorte Weißburgunder, hergestellt. Die gleiche, unkomplizierte Situation gilt auch für die einfachen Qualitäten: der Rotwein von Macon und der von Beaujolais stammt aus der Rebsorte Gamay. Lediglich beim Bourgogne-Passe-Tout-Grain werden die Sorten verschnitten: dieser süffige, qualitativ meist unbedeutende Wein setzt sich zu 2/3 aus dem Saft der Gamay-Reben und zu 1/2 aus dem Most von Pinot-Noir Reben zusammen. Auch die burgundische Weingeografie präsentiert sich zunächst sehr übersichtlich: Ihr Kernstück mit dem gütemäßig überragenden Wein ist die Cote d'Or, ein 50 km langer und relativ schmaler Streifen, der sich in Nord-Süd-Richtung zwischen der burgundischen Metropole Dijon und CHagny erstreckt. Doch die Bezeichnung Cote d'Or (goldene Hügelkette) existiert lediglich als eine Art geografischer Oberbegriff. Auf den Weinetiketten erscheinen hingegen nur die Benennungen einzelner Teilgebiete, in denen dieses wahrhaft unbezahlbare Rebenmeer aufgeteilt wurde:
Cote de Nuits, die den Namen von seinem größten Weinbauort Nuits-Saint-Georges erhalten hat und
Cote de Beaune, nach der Weinmetropole Beaune benannt.
Stärker als in fast allen anderen Weinanbaugebieten macht sich im Burgund die Zerstückelung des Weinbergbesitztes bemerkbar als Folge der Französischen Revolution seit Ende des 18. Jahrhundert. Im Jahre 1970 registrierte man in Burgund fast 61000 Winzer, im wesentlich größeren Anbaugebiet Bordeaux hingegen waren es nur 36000. Diese Aufsplittung selbst traditionsreicher Weinberge in viele Besitztümer ost eine der großen Schwächen Burgunds. So teilt sich zum Beispiel der berühmte Chambertin unter 25 Eigentümern auf, der Clos de Vougeot sogar unter 64, der Montrachet unter 13. Doch längst nicht alle bauen ihren Wein selbst aus und füllen ihn unter eigenem Namen ab. Sie beliefern vielmehr in der Mehrzahl die großen burgundischen Weinhandelshäuser, die es durch langfristige Abnahmeverträge erreichen können, die gewünschten Qualitäten aus den begehrten Lagen zu erhalten. Die Bestimmungen für die Appellation controlee-Benennungen unterscheiden an der Cote d'Or zwischen:
1. Grand Crus (oder Tete de Cuvee), die absoluten Spitzenlagen, die ohne Hinzufügen einer weiteren Gemeindebezeichnung als selbstständige Appellation controlee genannt werden. Für Rotweine haben darunter herausragende Bedeutung: Chambertin, Clos de Vogeot, Musigny, Romanee-Conti, CLos Saint Denise, Corton und Pommard.
2. Premiers Crus, Lagebezeichnungen, die auf dem Weinetikett vor den Ortsnamen aufgeführt werden. Kommt der Wein aus mehreren Lagen, so trägt das Etikett den Namen des Ortes mit der Hinzufügung Premier Cru.
3. Die kommunale Appellation, bei dem meist lediglich der Ortsname genannt wird. Zwar können auch hier Lagenahmen hinzugefügt werden, diese müssen dann allerdings auf dem Etikett in einer viel kleineren Schrift als der Ortsname gedruckt werden.
4. Die regionale Herkunftsbezeichnunge Bourgogne Appellation controlee für Weine aus Gemeinden, die keine eigenen Appellation controlee besitzen.